Use-Case-Workshop „KI im Handwerk“
Am 27. Mai 2025 trafen sich Handwerksmeister:innen aus unterschiedlichen Gewerken, vom Metallbau bis zur Zahntechnik, vom Malerhandwerk bis zum Heizungsbau, im Kieler Technologie- und Transferzentrum (KITZ) zu einem Workshop rund um Künstliche Intelligenz. Eingeladen hatten der Meisterclub SH in Kooperation mit KI.SH, um gemeinsam mit den Mitgliedern die Chancen und Herausforderungen von KI im Handwerk zu beleuchten – ganz praxisnah und mit Blick auf konkrete Bedarfe der Betriebe.
Austausch, Inspiration und Praxis
Nach dem gemütlichen Ankommen und ersten Gesprächen zwischen erfahrenen Mitgliedern und Neulingen, wurde schnell klar: Die Gruppe war so vielfältig wie das Handwerk selbst. Die Teilnehmenden kamen aus ganz Schleswig-Holstein und brachten ganz unterschiedliche Erfahrungen mit Digitalisierung und KI mit. Während einige bereits eigene KI-Lösungen entwickeln ließen, um etwa Konstruktionsprozesse zu vereinfachen, hatten andere erst mit ChatGPT experimentiert oder standen dem Thema noch skeptisch gegenüber.
Von den Basics bis zu konkreten Use-Cases
Im ersten Teil des Workshops standen die Grundlagen auf dem Programm: Was kann KI eigentlich? Und wie kann sie im Handwerksbetrieb sinnvoll eingesetzt werden? Die Referent:innen gaben einen Überblick über aktuelle Anwendungen – von der automatisierten Dokumenten- und Textverarbeitung bis hin zu intelligenten Chatbots auf der Website. Besonders anschaulich war der Input von Gastreferent Alexander Claas (Epic AI GmbH), der zeigte, wie ein KI-Chatbot Kundenanfragen auf der eigenen Webseite oder per E-Mail effizient beantworten kann.
Workshop: Methoden und Business-Cases
Im Workshop-Teil wurde eine Methode zur Beurteilung von Ideen vorgestellt – ursprünglich aus dem Vertrieb, aber bestens geeignet, um im Betrieb die „richtigen“ Herausforderungen für den KI-Einsatz zu identifizieren. In kleinen Gruppen analysierten die Teilnehmenden ihre eigenen Schmerzpunkte, die sich daraus ergebenden Probleme und Auswirkungen und konnten daraufhin den Wert einer möglichen Lösung abschätzen. Die Diskussionen waren lebhaft: Es ging um Fehlervermeidung, Arbeitszeiterfassung, automatische Abgleichung mit Normen, die Bearbeitung von E-Mails und die Vereinfachung von Onboarding-Prozessen durch KI-gestützte Zugriffe auf Anleitungen.
Konkrete Pain-Points und Lösungsansätze
Die Handwerker:innen berichteten von typischen Herausforderungen: Fehlerverantwortung, Imageprobleme durch Nachbesserungen, aufwendige Arbeitszeiterfassung und die Bearbeitung der täglichen E-Mail-Flut. KI kann hier Entlastung schaffen – etwa durch Computer Vision zur Qualitätssicherung oder durch automatische Sortierung und Beantwortung von E-Mails. Gastreferent Martin Enkelmann (Active Digital GmbH) betonte treffend die Dringlichkeit der Digitalisierung: Wer jetzt nicht handelt, riskiert, von der Konkurrenz abgehängt zu werden. Dabei muss nicht zwangsläufig eine teure digitale oder KI-Lösung eingekauft werden. Wichtiger ist es, sich Gedanken über passende Anwendungsfälle zu machen.
Use Cases und Business Cases
Die im Workshop entwickelten Use Cases reichten von der automatisierten Übertragung von Papierdokumenten ins digitale System bis hin zur Visualisierung von Arbeitsschritten in Augmented Reality. Besonders begeistern konnten sich die Teilnehmenden für die Präsentation der App „Meet Jamie“. Hierzu stellten Projektleitung Eike Zimmermann und Referentin Kathrin Link ein Handwerkergespräch nach. Die KI-gestützte App generiert daraus eine Zusammenfassung, dokumentierte die getroffenen Entscheidungen und anstehende To-dos – komplett datenschutzkonform. Die Teilnehmenden waren begeistert und hatten direkt Ideen für den Einsatz im eigenen Alltag.
Förderung? Gibt’s!
Ein großes Interesse der Teilnehmenden galt zudem den Fördermöglichkeiten: Michael Timmermann von der Innovationsberatung der WTSH erklärte, dass Beratung und Hardware häufig förderbar sind. Die WTSH bietet auch eine Beratung zu Digitalisierung und passenden Förderprogrammen - kostenfrei, da bereits in den Kammerbeiträgen enthalten.
Fazit und Ausblick
Der Workshop endete mit einem gemütlichen Ausklang bei Kürbis- und Kartoffelsuppe – und dem vielfach geschätzten Mehrwert des Meisterclubs: dem offenen Austausch und der kollegialen Beratung. Die Veranstaltung zeigte eindrucksvoll, wie wichtig es ist, gemeinsam Lösungen zu entwickeln, die wirklich zu den Herausforderungen der Betriebe passen – und wie viel Potenzial in der Kombination aus Handwerkskompetenz und Künstlicher Intelligenz steckt.