Mit KI den Energieverbrauch optimieren
Das Start-up encentive hilft durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz Unternehmen dabei, Strom zu sparen und ihn zu verbrauchen, wenn er günstig ist.
Hohe Energiekosten sowie ein steigendes Bewusstsein, Strom zu sparen und Erneuerbare Energiequellen zu nutzen – viele kleine und mittlere Unternehmen in Schleswig-Holstein wollen etwas verändern, wissen vielfach aber nicht wie. Der Energiemarkt ist komplex und die laufenden Arbeitsprozesse lassen wenig Spielräume, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Hier setzt das Start-up encentive an – mithilfe von KI, dem KI-Transfer-Hub SH und der Überzeugung, einen Beitrag zur Klimawende leisten zu können.
Unternehmensgründer Daniel Ehnes erinnert sich: „Während des Studiums habe ich interessiert beobachtet, was im Bereich der Energiewende passiert und wo ich mich selbst einbringen könnte. Es gab viele Artikel darüber, dass Windkraftanlagen abgeschaltet werden, obwohl eigentlich Wind weht. Wir als Norddeutsche wissen: Bei uns ist immer Wind, trotzdem stehen Anlagen still.“
Daniel Ehnes ist in die Wirren des Energiemarktes eingetaucht. Und in seine Masterarbeit in Elektrotechnik und Energiesystemtechnik an der Hochschule Flensburg. Das Thema: Modellierung eines Einfamilienhauses mit einer vollautomatisch laufenden Wärmepumpe. „Hier habe ich simuliert, wie man den Stromverbrauch der Wärmepumpe an die volatile Erzeugung der Erneuerbaren anpassen muss, damit im Haus immer wohlige Temperaturen und warmes Wasser sind, aber so günstig wie möglich durch Erneuerbare Energiequellen.“
Die Masterarbeit war der Startschuss für die encentive GmbH. Denn parallel lernte Daniel Ehnes zwei seiner heutigen Co-Founder kennen. „Wir haben gemeinsam losgelegt und gebastelt und waren 2020 endgültig auf dem richtigen Kurs.“
Das Team fokussierte sich auf größere Kunden im gewerblichen Bereich – den Nutzern von Kälteanlagen, Wärmepumpen, Lüftungsgeräten. Diese verbrauchen viel Energie, ein Bereich mit großem Optimierungspotenzial und ein erfolgsversprechendes Geschäftsmodell für encentive. Das Start-up hilft als Dienstleister Unternehmen dabei, Strom zu sparen und den Strom dann zu benutzen, wenn er günstiger ist – digital und durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz.
„Wir sind Ingenieure, Informatiker, VWLer und haben alle KI-Grundlagenwissen sowie ein tiefes Verständnis für statistische Methoden. Zu Beginn waren wir damit beschäftigt, das Problem zu verstehen, die Märkte zu begreifen und die Plattform aufzubauen, auf der man die Magie der Data Science nutzen kann.“
Die Digitalisierung im KMU ist das Fundament für die Optimierung mithilfe von KI-Methoden
Das Team ist bei den Unternehmen im Norden schnell auf Gehör gestoßen: „Für einen Spediteur zum Beispiel sind Energieeinsparungen meist nur ein Randthema. Seine Anlage – die Kältemaschine – muss laufen. Er hat zwar ein Interesse, mehr daraus zu machen, aber nie jemanden gehabt, der ihm zeigt, welche Einsparungen möglich sind.“
Da kommt encentive ins Spiel: „Wir legen effektiv und kostenfrei ein Konzept vor und haben ein klares Bild davon, was zu tun ist. Wir ermöglichen den Mittelständlern im ersten Schritt die leichte Implementierung eines Verbrauchsmanagements. Dieses wirkt digitalisierend, wodurch wir die Zettelwirtschaft in Firmen abschaffen und schon dort den ersten Mehrwert bieten.“
Die Digitalisierung ist das Fundament für die folgende automatisierte Optimierung mithilfe von KI-Algorithmen und Methoden der Prädiktion. „Wir berechnen: Wie wird die PV-Einspeisung vom Dach sein? Welchen Stromverbrauch werden die Kältemaschine und die Wärmepumpe haben? Wann sollten die LKW oder die Gabelstapler in den Lagerhallen zum Aufladen angeschlossen werden? Diese ganzen Prozesse automatisieren wir mit einer schlanken Lösung als Produkt. Wichtig ist uns dabei, dass wir die Leute auf dieser Reise zur KI mitnehmen.“ Ist der Prozess automatisiert, lassen sich im Abo basierten Modell von encentive Veränderungen in den Anlagen dynamisch anpassen. Die Plattform wird laufend aktualisiert.
Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz ist selbstverständlicher und die Daten verfügbarer geworden
Ein breites Bewusstsein in der Gesellschaft für die notwendige Energiewende, dazu neue technologische Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz. Für Daniel Ehnes steht fest: „Wir sind zum richtigen Zeitpunkt an der richtigen Stelle – die Selbstverständlichkeit des Einsatzes der KI-Technologie ist vorhanden und die benötigten Anlagendaten sind verfügbarer geworden.“
Für den Norddeutschen ist encentive mehr als nur ein gutes Geschäftsmodell: „Wir haben eine tiefe intrinsische Motivation. Wir haben den Anspruch an uns, selbst etwas zu bauen, was der Wirtschaft und der Gesellschaft einen Mehrwert bringt. Deswegen haben wir gegründet.“
Machbarkeitsstudie und Förderbegleitung durch den KI-Transfer-Hub SH
Unterstützung erhielt auch encentive selbst auf dem eigenen Weg der Unternehmensentwicklung. Im ersten Schritt stellten Daniel Ehnes und sein Team der StartUp-Förderung in der WTSH um Teamleiterin Dr. Annelie Tallig die Ideen und Potenziale vor. Mit Erfolg: „Wir bekamen 2021 das Gründungsstipendium, was uns sehr viel gebracht hat.“ Kurz danach lernten sie den KI-Transfer-Hub SH und in dem Zuge die KI-Förderrichtlinie kennen, die für innovative Start-up-Projekte eine Förderung von bis zu 90 Prozent vorsieht.
„KI-Know-how, Zukunftschancen, nachhaltige Ansätze, Innovation – encentive passte perfekt in die Anforderungen der KI-Richtlinie“, sagt Leonid Kock, Projektmanager des KI-Transfer-Hub SH, „um einem möglichen Förderantrag noch mehr Schwung zu verleihen, haben wir im engen Austausch eine Machbarkeitsstudie mit unserem wissenschaftlichen Team empfohlen.“
Dies nahm Daniel Ehnes gerne auf: „Wir fühlten uns dank der Erfahrungswerte im KI-Transfer-Hub während des gesamte Antragsprozesses sehr gut aufgehoben. Wir sind die Richtlinie durchgegangen, haben Verbesserungsschleifen gedreht und konnten den Antrag zu einem Gesamtpaket schnüren, das erfolgsversprechend ist.“ Und der Unternehmensgründer fügt hinzu: „Cool, dass es überhaupt die Möglichkeit gibt, eine Machbarkeitsstudien durchzuführen. Wenn Sie dann ein Mosaikteilchen für einen erfolgreichen Antrag sein kann, umso besser.“
Max Brede KI-Projektmanager an der Fachhochschule Kiel, nahm sich für den KI-Transfer-Hub SH der Machbarkeitsstudie an, erhielt ein Data Set von encentive und untersuchte anhand der vorliegenden Daten unter anderem mit statistischen Methoden und Prädiktionen, ob die Anforderungen, die encentive später im großen Projekt mit neuronalen Netzwerken erarbeiten will, realistisch umsetzbar sein können.
„Max hat eine super Grundlage für unser Projekt geschaffen“, sagt Daniel Ehnes, „wir erhielten die wissenschaftliche Untermauerung, dafür, dass unser Projekt tatsächlich machbar ist und einen Mehrwert schaffen kann. Darauf aufbauend wollen wir eine KI-Vollzeitkraft ins Unternehmen hohlen, die daran weiterarbeitet.“
Daniel Ehnes sieht positiv in die Zukunft – für encentive selbst und den KI-Standort Schleswig-Holstein. „Hier im Norden gibt es einen guten Spirit, kluge Köpfe und die Politik, die die Themen Digitalisierung und KI pusht. Die Energiewende ist eine Mammutaufgabe, aber wir haben den besten Zeitpunkt und die besten Voraussetzungen für eine erfolgreiche Umsetzung.“
encentive GmbH
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