Bessere Therapien dank KI
An der Universität zu Lübeck soll ein neues KI-Forschungslabor eingerichtet werden. Das Land unterstützt das Projekt mit rund 1,34 Millionen Euro.
Als Röntgen-Assistenz, bei der Diagnose oder in gestengesteuerten Prothesen – im echten Norden gibt es vielfältige Einsatzgebiete für Künstliche Intelligenz in der Medizin. Mit rund 1,34 Millionen Euro aus EU-Mitteln unterstützt das Land nun ein weiteres KI-Projekt an der Universität zu Lübeck. Dort wollen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler untersuchen, wie sie KI bei der Therapie von Bewegungsproblemen einsetzen können, die etwa durch Unfälle, chronische Erkrankungen oder auch Long-COVID auftreten. Das Projekt trägt den Namen "KIBA - KI-unterstützte Bewegungsanalyse und -therapie". Der Chef der Staatskanzlei, Staatssekretär Dirk Schrödter, überreichte den entsprechenden Förderbescheid an die Präsidentin der Universität zu Lübeck, Prof. Dr. Gabriele Gillessen-Kaesbach, und an Prof. Marcin Grzegorzek vom Institut für Medizinische Informatik.
"In der medizinischen Forschung entstehen durch Künstliche Intelligenz ganz neue Behandlungsmethoden und damit verbunden neue wirtschaftliche Perspektiven für unser Land", erklärte Schrödter. Hierfür wolle das Land optimale Rahmenbedingungen schaffen. Das Projekt könne zudem die Erforschung von Long-COVID voranbringen.
KI liefert Daten zur Therapie-Anpassung
Mit dem Geld soll zunächst ein fachübergreifendes Forschungslabor im Fraunhofer Institut für Medizintechnik auf dem Lübecker Uni-Campus entstehen. Dort wollen die Forscherinnen und Forscher mithilfe zahlreicher Sensoren und Kameras Bewegungsabläufe, insbesondere den Gang von Patientinnen und Patienten, genau analysieren. Dafür wird in dem neuen Labor ein spezieller Fußboden installiert, der mittels Drucksensoren zeigen kann, wie gut eine Person das Gleichgewicht hält und mit wieviel Kraft sie auftritt. Auch Treppen, Sitz- und Stützvorrichtungen werden mit entsprechenden Sensoren ausgestattet. Anhand dieser Daten wertet ein KI-Algorithmus dann aus, wie die Therapie individuell angepasst werden kann und welche Fortschritte die Patientinnen und Patienten während der Therapie machen.
Insgesamt sechs Institute der Uni Lübeck sind am KIBA-Projekt beteiligt. Dabei verknüpfen die Forschenden ihr Wissen aus der Medizinischen Informatik, der Elektrotechnik und der Robotik mit der Expertise behandelnder Ärztinnen und Ärzte. Gemeinsam wollen sie so bessere Therapie-Verfahren entwickeln, die Ärztinnen und Ärzte im Alltag entlasten. Damit wollen die Forschenden auch die Arbeit im Gesundheitswesen attraktiver machen.
KI-Standort Lübeck wird gestärkt
Schon seit mehreren Jahren ist Lübeck ein wichtiger KI-Standort in Norddeutschland, insbesondere wenn es um Medizin-Forschung geht. Zum einen sitzt neben dem Fraunhofer Institut der sogenannte "KI-Space für intelligente Gesundheitssysteme" (KI-SIGS), ein Netzwerk aus KI-Instituten in Bremen, Hamburg und Schleswig-Holstein zusammen mit medizintechnischen Unternehmen und Universitätskliniken. Zum anderen hat sich vor knapp zwei Jahren das renommierte Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) an der Uni Lübeck angesiedelt.
Das Land hat in den vergangenen Jahren allein die KI-gestützte Medizin-Forschung in Lübeck mit insgesamt mehr als sieben Millionen Euro unterstützt.